12.09. - 18.10.2024
"THE URBAN WANDERER"
Fotografien, Collagen, Montagen
von Catherine Lupis Thomas
Öffnungszeiten: Mi – Fr 13 – 18 Uhr, und nach Vereinbarung.
Catherine Lupis Thomas
The Urban Wanderer
‚The Urban Wanderer‘, so empfindet sich die Französische Fotografin, Street Art Künstlerin, Performance Allrounderin Catherine Lupis Thomas, wenn sie durch die Städte dieser Welt streift. Urbanität versteht sie als raue Lebensform, zu der Müll, aufgelassene Baustellen, Hinterhöfe, Schmutz und Zerstörung ebenso gehören wie Erneuerung, Hoffnung und Verwandlung. Die Stadt ist für sie ein gewaltiger Energieraum, der ein vielschichtiges Eigenleben führt, und der vor unseren Augen entsteht und vergeht, bewohnt und gefährdet.
Die visuellen Eindrücke, die sie auf ihren Streifzügen fotografisch festhält, sind Grundlage ihrer Collagen und Montagen, mit denen sie die Stadtlandschaft künstlerisch verändernd interpretiert. Spiegelungen, Übermalungen, illusionistische Ergänzungen, Traumsequenzen, Perspektivwechsel, Farbeinträge, Textfetzen, Werbezitate – Catherine Lupis Thomas sieht die urbane Oberfläche als offenen Körper, der auf Ergänzungen wartet. Das Neu-Ordnen und Neu-Zusammensetzen des Raums ist für sie Mittel ihres künstlerischen Ausdrucks.
Geboren wurde Catherine in Charleville nahe der belgischen Grenze, ein biographischer Aspekt, den sie mit dem Lyriker Arthur Rimbaud teilt. Von dessen innerer Unabhängigkeit, dem rebellischen Gestus seiner Sprachschöpfungen, war sie seit ihrer Jugend beeindruckt. Auch sie brach aus den kleinstädtischen Zwängen aus und ging nach London, wo sie in den 80er Jahren eine wilde Zeit des Punks, der beginnenden feministischen Selbstermächtigung und ein grundsätzlich ästhetisches Lebensgefühl erfuhr, das sie zunächst vor allem in der Modebranche artikulierte.
Eine neue Inspiration für ihre künstlerische Kreativität fand sie im Berlin der Nachwendezeit mit all seinen Narben und Imperfektionen. Dabei sind die Orte, die sie sich gestaltend aneignet, meist erkennbar, wie zum Beispiel die einzigartige 70er-Jahre-Ästhetik der Berliner U-Bahn-Linie 7, die in ihren Berliner Bildern immer wieder auftaucht. Neben U- und S-Bahn nutzt sie für ihre Stadtspaziergänge ebenso gerne das Fahrrad, was ihre Wahrnehmungstechnik im Sinne der direct response – der körperlichen Erfahrung – untermauert.
Im August 2017 bot ihr Yasha Young eine 2,50 x 3,00 Meter große Wand in der Bülow-Straße für die Eröffnung des Urban Nation Museum for Urban Contemporary Art an. „Ich hatte nie etwas so Großes gemacht, 40 x 50 cm war mein übliches Format. Nach vielen schlaflosen Nächten wurde mir endlich klar, dass Künstler Herausforderungen und Projekte brauchen, um sich weiterzuentwickeln. Ich hatte mir nie träumen lassen, unter all diesen internationalen Künstlern zu sein“, sagt Catherine über diesen Moment. Lernen und neue Erfahrungen machen ist die Basis ihres Lebensgefühls. Neue Techniken, neue Orte, neue Begegnungen, und Berlin als Auslöser für ihren außergewöhnlicher Collagestil.
Text: Steffi Memmert-Lunau